Die Vorbereitung für 210,2 km und 7119 Höhenmeter…
Die Entscheidung die Trophy zu fahren fiel im August 2016 und somit stand für das folgende Training fest: „höher, schneller, weiter“; Motto dabei „Kopf aus, Beine an“.
Neben dem alltäglichen Training und den rund 300-400km pro Woche mit dem MTB, dem RR oder auf der Rolle, sind Rennen die beste Vorbereitung, u.a.
– Kellerwaldmarathon 120km, AK Platz 11
– Bikefestival Willingen 130km, AK Platz 6
– SKS Bikemarathon Sundern-Hagen 100km, AK Platz 11
Auch die Ernährung wurde umgestellt auf vitalstoffreiche Kost, viiiiiiele Kohlenhydrate, gute Fette und viel Trinken;
stets das ambitionierte Ziel vor Augen: 5 Uhr Start, um 18 Uhr im Ziel.
Das Rennen 15.7.2017
3:00 Uhr… der Wecker klingelt… der Tag der Tage war da!
Draußen starkes Regengestöber… aber nachdem ich am Tag vorher etliche chronische Male den Wetterbericht für Bad Goisern studiert hatte… war auch mir jetzt klar… ich bin Teilnehmer eines Regenrennens. Gut, ich bin es aus dem Sauerland nicht anders gewohnt und habe mich kurzerhand damit abgefunden.
Doch dann wieder die Frage… was ziehe ich an ? Mein Motto: weniger ist mehr…
Regenjacke? Ich hatte eine mitgenommen… ich wußte aber schon beim Einpacken, dass ich sie nicht anziehen werde… Armlinge? Ja! Es war doch etwas frisch draußen. Windweste? Ja!… aber ich hatte KEINE mitgenommen.
Somit stand fest: Kurzes Radtrikot mit Armlingen, kurze Radhose, eine volle Trinkflasche, eine leere mit Mineralpulver, 6 Gels und ein Energieriegel, eine Luftpumpe und das Sahmurai Sword, empfohlen von dem Mountainbikeprofi Karl Platt (Reparaturkit für Tubeless Reifen), ein kleines Multitool, Brustgürtel für Herzfrequenz, das Garminnavi und… ich als Fahrer.
4:30 Uhr war ich dann eigentlich ready… aber der heftige Regen hielt mich im Auto fest… so fuhr ich dann 4:45 Uhr zur Startaufstellung… leider etwas spät, sodass ich ziemlich weit hinten starten mußte und ca. 600 Fahrer vor mir waren (Anzahl lt. Zwischenzeit, nach 4,6km waren es noch 568).
5 Uhr dann endlich der Startschuss, die Erleichterung und es ging zitternd und nass auf die 210,2km Extremdistanz der Salzkammergut Trophy 2017.
Am Anfang ging es ziemlich schleppend voran, vor allem an den Anstiegen, es war schwierig zu überholen, viele stiegen schon an kleinen, leichten Anstiegen ab… einer schrie Fußgänger rechts halten… Recht hatte er, denn somit stand das ganze Feld… ich ärgerte mich etwas, dass ich nicht weiter vorne im Startblock stand… aber selber Schuld. Nach 10km waren schon 850hm erreicht und es ging vom Raschberg hinab und wieder hinauf zur Hütteneckalm und dann zur Ewigen Wand, unbeschreiblich, bewegend, einfach Klasse durch eine Felswand zu fahren. Danach ging es einen kurzen steilen Trail hinunter, der aber gut fahrbar war… ja und dann kam er… der fiese Uphilltrail, den man bei den Regenmassen nicht fahren konnte… Wasser… Matsch… Steine… Rutschig… Kalt… Jeder stieg ab, auch Profis- es war nicht fahrbar.
Nach einer langen Abfahrt nach Weißenbach mit teilweise 6 Grad ging es dann wieder hoch zum Altaussee und zur Hagan Lodge. Dann ging es ca. 8km eine Schotterabfahrt hinab und dann kam der erste Sturz… ich sah nur Bremsspuren im Schotter… eine 100 Grad Kurve… ja auch ich war zu schnell… bremste ab… versuchte den Lenker geschmeidig nach links einzuschlag, aber das Vorderrad rutschte in Zeitlupe weg… Bin, ich lag am Boden, bzw. auf Schotter, abgebremst mit dem linken Schienbein. Mein erster Gedanke war nicht ich selbst sondern das MTB. Aufgestanden, Lenker gerichtet, Kette aufgezogen, MTB lief-perfekt! Wieder aufgestiegen und dann erst den Körpercheck während der Fahrt gemacht. Es war nichts gebrochen, ich hatte nur Schürfwunden und ein kleines Ei unterm Kniegelenk… ja der Regen ließ das Blut in den Schuh laufen. Es war kalt, dass war in dem Fall für das Schienbein gut, ich konnte trampeln-das zählte!
Auf 600m Höhe angekommen ging es wieder hoch auf 1000m zur Tauernkreuzung und dann kam bei 75km ein fieser Downhill der lang und fast nur aus groben, rutschigen Steinen bestand. Es lief alles gut und dann ließ ich mich von einem rücksichtslosen Fahrer ablenken, machte ihm Platz, was ein Fehler war. Er brüllte links, d.h. er fährt links vorbei und ich machte nach rechts Platz… ich war dort nicht schnell unterwegs aber fuhr in eine kleine Kuhle und dahinter ein Stein…diesmal Bingo Bongo!! Ich stieg ganz sanft über den Lenker ab, landete sanft auf allen Vieren… aber ich sah im rechten Augenwinkel mein MTB einen Salto machen und mir schossen Tausend Gedanken durch den Kopf! Aufgestanden, Systemcheck, alles OK und ab zum Rad. Ich hatte einen guten Schutzengel, an dem MTB war kein Kratzer dran, ich mußte lediglich etwas Luft in das Vorderrad pumpen und weiter gings bis ins Tal.
Bei der Zeitmessung nach 84,8km lag ich trotz zwei Stürzen auf Platz 275, was ich zu dem Zeitpunkt nicht wußte.
Nun wurde die Hütteneckalm von einer anderen Seite befahren und es ging wieder zur ewigen Wand und wieder runter ins Tal nach Weißenbach wo man einige Treppenstufen meistern musste bevor es über eine schmale Brücke und wieder über Treppenstufen hinab ging.
Es gab auf der Distanz insgesamt 14 Verpflegungsstationen und sieben Servicestationen. Ca. alle 30km nahm ich ein Gel zu mir und trank sehr viel, was bei einem solchen Rennen sehr wichtig ist!
Auch nach 110km waren meine Beine noch sehr gut, kein einziger Krampf, alles Top ! Es ging von Weißenbach dann nochmal mit ca. 500hm hoch zum Hochmuth und danach einen schnellen Uphilltrail nach Görb hinunter. Nach 130km merkte ich meine Handgelenke und meinen Steiß… die Kälte zog den Rücken hoch. Durch das ganze Geruckel, Gebremse mußte ich meine Hände öfters mal schütteln, aber zum Glück ging es jetzt 20km ziemlich flach über Asphalt und Schotter weiter bis zum…. ja bis zum Salzberg. Ich hatte mich nach 148,8km auf Platz 195 vorgearbeitet… doch jetzt wurde es richtig hart. Es ging die Serpentinen zum Salzberg hoch, ziemlich steil und ich bin nur einmal abgestiegen. Doch dann wurde es megahart… es ging kurz auf 800m hinunter und dann kam ein für mich ellenlanger Anstieg zur Roßalm hoch, der höchste Punkt der Trophy mit 1502m. Es war nicht alles fahrbar, teilweise musste man einfach das Rad schieben und aufpassen, dass man nicht wegrutschte, das war ziemlich am Anfang des Anstieges zur Roßalm. Fast oben angekommen sah ich vor mir einen älteren Fahrer, denke er war M60, Fahrer der B-Strecke, er wollte absteigen und fiel vor Schwäche zur Seite um. Ich hielt kurz an und half ihm wieder auf, bei ihm war zum Glück alles Ok.
Oben angekommen hielt ich nach 2km am Verpflegungsstand an und stärkte mich nochmal gut… mit Cola, Bananen, Kuchen, haste was kannste, der Speicher mußte wieder geladen werden.
Dann ging es bei 170km eine ca. 10km schnelle Schotterabfahrt hinunter und dann… kamen auf einmal Tränen… Freudentränen… ich bekam Gänsehaut und wusste nicht, was mit mir los war… das war nach 12,5h harter Fahrt… sehr emotional… unbeschreiblich… vielleicht lag es auch an den vielen Zuschauern, Helfern… sobald man mit der schwarz-weiß-gelben Startnummer angefahren kam, wurde mega gejubelt – das hat einen sehr aufgebaut.
Der letzte große Anstieg mit seinen 450hm war nochmal extrem hart… und zog sich über ca. 3 km den Berg hoch. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor… steißbedingt hielt ich einmal an und entlastete meinen Rücken. Das Rennen hinterließ Spuren… aber oben angekommen waren es nur noch 22km und das baute mich wieder auf.
Bergab hielt ich mich an einen Tschechen, Libor hieß er, der die Trophy schon zum 3.Mal mitgefahren ist, wir unterhielten uns in Englisch, immer mal wieder ein kurzer Smalltalk und wechselten uns im Windschatten fahren ab, bis ins Zie.
Gesamt 176. Platz
Gesamtzeit 14:12:38,5h
Altersklasse 58.Platz
Fazit: Jahreshighlight
Mein besonderer Dank geht hier nochmal an meine Freundin Melanie, die mir den Rücken gestärkt und mitgefiebert hat.
Und natürlich einen Dank an den Teamchef Dominic von Fahrrad Neumann / Liquid-Life für das super Bike und liebe Grüße an das gesamte Liquid-Life Hero Team.
Next Stop 24h-Rennen Duisburg und natürlich geht es weiter mit der Nutrixxion Trophy, wo ich zur Zeit bei der Langdistanz in der Trophywertung auf Platz 4 liege.
In diesem Sinne – Ride On